Fragen zu "PrEP"

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In dem Video gerade eben haben wir dir schon erklärt, was die PrEP ist. Nämlich eine neue Möglichkeit für getestete HIV-negative Menschen, sich durch die Einnahme von Tabletten vor einer HIV Übertragung zu schützen. Auch wann und wie die PrEP eingenommen wird, wurde im vorherigen Video behandelt. Jetzt wollen wir aber Fragen zum Thema PrEP beantworten, die häufig gestellt werden und die dich vielleicht auch interessieren, und erklären, wie das Ganze genau abläuft.

Als erste wichtige Frage wollen wir beantworten, woher du weißt, dass die PrEP funktioniert und du dich wirklich vor einer Übertragung mit HIV schützen kannst.

Es gibt viele wissenschaftliche Forschungsergebnisse, die bestätigen, dass die PrEP bei richtiger Einnahme ein ebenso wirksamer Schutz vor HIV wie ein Kondom ist. Wenn du dich noch tiefergehend mit den wissenschaftlichen Grundlagen beschäftigen möchtest, kannst du dies unter folgendem Link tun: www.magazin.hiv/2019/08/28/hiv-prophylaxe-prep-wichtige-fakten-und-studien.

Eine weitere Frage ist: Welche Nebenwirkungen gibt es und verschlechtert sich dein körperlicher Zustand durch die regelmäßige PrEP-Einnahme? Ähnlich wie bei modernen HIV-Medikamenten sind die Nebenwirkungen bei der PrEP sehr gering. Die meisten Menschen, die regelmäßig PrEP einnehmen, erzählen, dass sie keine Nebenwirkungen haben und dass sie sich gut fühlen.

Zu Beginn der Tabletteneinnahme können manchmal Bauchschmerzen oder Durchfall auftreten. Diese Nebenwirkungen verschwinden aber nach wenigen Tagen. Dein Körper gewöhnt sich an das Medikament. Die PrEP führt zu einer leichten Beeinträchtigung der Nierenfunktion. [Anmerkung der Redaktion: Wer an einer Nierenerkrankung leidet, sollte keine PrEP machen.] Die PrEP-Medikamente können außerdem die Knochendichte leicht senken.

Wenn du glaubst, dass du deinen Körper zu sehr belastest oder du mit den Nebenwirkungen nicht zurechtkommst, ist das auch nicht schlimm. Die Nebenwirkungen verschwinden, sobald du die PrEP absetzt und der Körper das Medikament abbaut. Deshalb sollte jeder, der sich mit der PrEP vor einer HIV-Ansteckung schützen möchte, einen Arzt_eine Ärztin aufsuchen und sich regelmäßig durchchecken lassen. Wenn dann beispielsweise die Nierenfunktion stärker beeinträchtigt sein sollte, kann der Arzt_die Ärztin sofort eingreifen und die PrEP absetzen. Wenn du nicht zum Arzt_zur Ärztin gehst, riskierst du vielleicht schlimme Nierenschäden. Man kann also sagen, dass die meisten Menschen keinerlei Probleme bei der Einnahme von der PrEP haben. Trotzdem solltest du dich unbedingt ärztlich untersuchen lassen.

Und was ist mit Langzeitnebenwirkungen? Da die PrEP noch eine ziemlich neue Schutzmöglichkeit ist und sich erst seit kurzem verbreitet, kann man noch nichts Genaues dazu sagen, oder?

Dazu musst du wissen, dass die PrEP-Tabletten die gleichen HIV-Medikamente sind, die HIV-positive Menschen schon seit über 20 Jahren bekommen. Daher sind die Langzeitnebenwirkungen durchaus bekannt. Wie eben bereits gesagt, kommt es in seltenen Fällen zu größeren Störungen der Nierenfunktion.

Aber warum solltest du das Risiko von Nebenwirkungen überhaupt eingehen? Warum nicht einfach weiterhin ein Kondom benutzen?

Du kannst selbstverständlich weiterhin ein Kondom benutzen. Viele Menschen haben aber den Wunsch, Geschlechtsverkehr ohne Kondom zu haben. Sie wollen ihren Partner_ihre Partnerin zu einhundert Prozent spüren, mit ihm_ihr verschmelzen, und empfinden das Kondom als störend. Oder folgende Situation: Die passive Person (beim Ficken) benutzt ja selbst kein Kondom. Sie muss sich immer fragen, ob die aktive Person auch wirklich ein Kondom benutzt. Wenn die passive Person aber selbst die PrEP einnimmt, ist sie vor einer HIV-Ansteckung geschützt. Sie hat endlich einen wirksamen Schutz, den sie selbst steuern kann. Oder Menschen in einer festen Beziehung, die gerade heiß miteinander rummachen und dann aufhören und erst ein Kondom überziehen müssen – das kann belastend sein. Es kann auch sein, dass du manchmal nicht ganz klar im Kopf bist, weil du vielleicht Alkohol getrunken, Drogen konsumiert hast oder verliebt bist.

In solchen Situationen wird das das Kondom dann manchmal einfach weggelassen.

Kennst du solche Situationen und hast den Wunsch, auch dann wirksam vor einer HIV-Ansteckung geschützt zu sein? Dann ist siw PrEP vielleicht etwas für dich. Du nimmst beispielsweise morgens beim Frühstück deine Tablette und musst dir dann keine Gedanken mehr machen.

Kommen wir zur nächsten Frage: Die Einnahme der PrEP schützt wirksam vor einer Übertragung von HIV, kann aber keine Geschlechtskrankheiten (sexuell übertragbare Infektionen, auf Englisch: „sexually transmitted infections“, kurz: STIs) verhindern. Deshalb ist das Kondom doch eigentlich der bessere Schutz, oder?

Richtig ist: Die PrEP blockiert nur die HIV-Ansteckung, aber schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Das Kondom verhindert ebenfalls die HIV-Übertragung, aber kann auch vor vielen anderen Geschlechtskrankheiten schützen. Allerdings kannst du dir trotz Kondom nicht sicher sein, was andere sexuell übertragbare Infektionen angeht. Auch wenn du ein Kondom benutzt, ist es nicht ausgeschlossen, dass du dich mit anderen Geschlechtskrankheiten ansteckst. Das liegt daran, dass viele Geschlechtskrankheiten auch mit den Fingern, zum Beispiel beim Arschfingern, übertragen werden können, oder auch beim Blasen oder beim Arschlecken oder beim Küssen.

Wer viel Sex mit wechselnden Partner_innen hat, wird sich auch früher oder später mal mit einer sexuell übertragbaren Infektion anstecken. Das ist völlig normal. Auch das Kondom ist davor kein sicherer Schutz und gibt dir keine Garantie. Aber die Geschlechtskrankheiten sind heute inzwischen alle gut behandelbar und heilbar. Deshalb solltest du dich regelmäßig testen lassen.

Viele sexuell übertragbare Infektionen haben so gut wie keine Symptome, sodass du es oft gar nicht merkst, wenn du dich selbst schon angesteckt hast und du unwissentlich auch andere weiter ansteckst. Deshalb sind Tests wichtig, damit der Arzt_die Ärztin die Krankheit schnell feststellen und entsprechend behandeln kann.

Zu anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) gibt es bereits eine Menge Videos, die du dir bei Interesse anschauen kannst. Klick hier: https://www.gehoerlosen-aids-info.de/content/sexuell-%C3%BCbertragbare-infektionen-sti-eine-einf%C3%BChrung

Im letzten Video haben wir dir schon erzählt, dass zur PrEP gehört, alle drei Monate Tests zu machen, bei denen auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen getestet wird. Wenn dabei eine Geschlechtskrankheit festgestellt wird, kann diese schnell behandelt werden. Je eher die Krankheit festgestellt und behandelt wird, umso weniger kann sie sich ausbreiten und umso weniger Menschen sind betroffen. Und am Ende hast du selbst auch was davon und steckst dich in Zukunft vielleicht weniger häufig mit sexuell übertragbaren Infektionen an.

Was musst du also tun, wenn du nun die PrEP einnehmen möchtest? Das werden wir dir Schritt für Schritt erklären.

Als Erstes suchst du eine Beratungsstelle auf, wir empfehlen zum Beispiel einen schwulen Checkpoint oder eine Aidshilfe. Dort fragst du nach einer PrEP-Beratung und kannst auch Bescheid geben, dass du einen Dolmetscher_eine Dolmetscherin brauchst. In der Beratung kannst du all deine Fragen stellen und ihr könnt dann zusammen herauszufinden, ob die PrEP für dich infrage kommt und wie das mit der dauerhaften, täglich eingenommenen PrEP und der bedarfsabhängigen PrEP ist. Die Beratungsstelle kann dir auch helfen, einen Arzt_eine Ärztin in der Nähe deines Wohnortes zu finden, der_die dir ein Rezept für die PrEP ausstellen kann und dich regelmäßig untersucht.

Gut und schön. Nachdem jetzt ganz viel Fragen zu den „Daten und Fakten“ der PrEP geklärt worden sind, ist aber noch die Frage offen, wer sich das überhaupt leisten kann. Musst du denn jetzt die PrEP-Medikamente und die Untersuchungen selber bezahlen?

Die gute Nachricht ist, bei schwulen Männern werden die Kosten für die Tabletten und Untersuchungen von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Bei privaten Krankenkassen sollte man sich vorher über die Kostenübernahme informieren.

Falls du noch mehr Fragen zum Thema PrEP hast, kannst du dich jederzeit an das Gebärden-AIDS-Team www.aidshilfe-hamburg.de/gat wenden.

Im nächsten Video widmen wir uns einem weiteren neuen und spannenden Thema: „HIV-Selbsttest“. Du kannst also gespannt sein. Wir freuen uns auf dich.