Leben mit HIV heute
Das Thema dieses Videos ist „Leben mit HIV heute“.
Wir wollen dir hier mehr über die aktuelle Situation erzählen. Im ersten Video wurde bereits angedeutet, dass sich vieles verändert hat. So hat sich beispielsweise die medikamentöse Behandlung im Vergleich zu früheren HIV-Therapien deutlich verbessert.
Ganz zu Anfang sind viele Menschen mit HIV an Aids verstorben. Dann wurden die ersten Medikamente erfunden. Die ersten Behandlungen mit vielen Tabletten schwächten aber den Körper durch starke Nebenwirkungen.
Heutige Medikamente hingegen haben kaum oder sogar gar keine Nebenwirkungen mehr und wirken sehr gut. Heute können HIV-Positive ein gutes Leben führen. Sie können normal arbeiten, Sport machen und aktiv ihre Freizeit gestalten. Viele Menschen mit HIV, die täglich ihre Tabletten einnehmen, merken kaum noch, dass sie HIV-positiv sind.
HIV-Positive haben heute fast die gleiche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV. Doch wie ist das möglich? Wenn bei einem HIV-Test festgestellt wird, dass du dich mit HIV angesteckt hast, kann man das mit den Tabletten sehr schnell behandeln. Wichtig ist dabei ein möglichst früher Therapiebeginn (Tabletten). Heute ist HIV eine von vielen chronischen Krankheiten und ähnlich gut zu behandeln wie beispielsweise Diabetes.
Eine völlige Heilung gibt es aber noch nicht. Wenn HIV nicht behandelt wird, breitet sich das Virus im Körper aus. Es macht den Körper krank und schwach. Deshalb ist die tägliche Einnahme der Medikamente unbedingt notwendig. Und das ein Leben lang.
Aber die Medikamente können noch viel mehr. HIV-Positive, die täglich ihre HIV-Tabletten einnehmen und unter der sogenannten Nachweisgrenze sind, können damit gut leben und sind sexuell auch nicht ansteckend für andere. Das heißt, sie können HIV auch bei Geschlechtsverkehr ohne Kondom nicht übertragen. Wenn HIV-negative Menschen Sex mit HIV-positiven Menschen haben, die regelmäßig ihre Tabletten nehmen, können sie sich nicht anstecken und sind geschützt. Deshalb nennt man das „Schutz durch Therapie“.
Nehmen wir also an, du bist beispielsweise heterosexuell und HIV-negativ und hast eine_n HIV-positive_n Partner_in, der_die täglich HIV-Medikamente nimmt. Wenn ihr einen Kinderwunsch habt, könnt ihr bedenkenlos Sex ohne Kondom haben. Oder wenn du beispielsweise HIV-positiv, aber in medikamentöser Behandlung bist und eine schwule Beziehung mit einem HIV-negativen Partner führst, könnt ihr ganz beruhigt miteinander Sex haben, auch ohne Kondom. Eine Ansteckung ist unmöglich.
Genauere Informationen zu dem Thema findest du im nächsten Video mit dem Titel: „Schutz durch Therapie“.
Das hört sich jetzt alles an, als wäre es gar nicht schlimm, HIV-positiv zu sein. HIV-Positive nehmen täglich Tabletten und es geht ihnen auch körperlich gut. Sie können ganz normal Sex haben. HIV-Negative können nicht angesteckt werden, denn sie sind durch die Therapie der positiven Sexpartner_innen geschützt. Das ist doch alles prima, oder?
Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Viele Menschen mit HIV erfahren auch heute noch Diskriminierung, Ausgrenzung und Ablehnung. Wenn zum Beispiel eine Person in einem Chat sagt, dass sie HIV-positiv ist, wird diese Person oft von anderen abgelehnt oder ignoriert. Auch dann, wenn vorher eindeutiges sexuelles Interesse bestand.
Viele Menschen mit HIV machen solche oder ähnliche Erfahrungen im Alltag – aufgrund ihrer HIV-Diagnose. Auch in anderen Situationen erfahren HIV-Positive Ablehnung. Bei Zahnärzt_innen beispielsweise bekommen Menschen mit HIV oft den letzten Termin, da die Ärzte_innen oft behaupten, dass nach der Behandlung oder Operation eines HIV-positiven Menschen die gesamten Geräte und der Raum komplett desinfiziert werden müssten. Dabei ist das Quatsch und stimmt einfach nicht. Normale Hygienemaßnahmen in einer Arztpraxis, wie bei allen anderen Patient_innen auch, reichen völlig aus.
Viele Menschen haben auch heute noch das alte Bild von Aids im Kopf und lehnen HIV-Positive deshalb auch heute noch ab. Das ist nicht einfach für die Betroffenen. Es gibt also noch viel zu tun. Dazu braucht es weiterhin viel Wissensvermittlung und Aufklärungsarbeit, Abbau von Diskriminierung und Verbreitung von Informationen über das heutige Leben mit HIV.
Wenn du von Diskriminierung betroffen bist, kannst du unter „www.nimmsnichthin.de“ Kontakt zu Berater_innen aufnehmen und dort Hilfe und Unterstützung bekommen.
Schau dir auch noch mal das Video der letzten Staffel mit dem Titel „HIV und Recht“ an, dort findest du viele Informationen über Rechte und Pflichten von HIV-Positiven.
Sowohl in Deutschland als auch weltweit ist HIV immer noch nicht vorbei, und längst nicht alle Menschen mit HIV haben Zugang zu lebensrettenden HIV-Medikamenten. Das ist ein unhaltbarer Zustand, hier müssen wir helfen, doch wie können wir hier unterstützen? Zum Beispiel, indem wir ärmeren Ländern Geld für HIV-Medikamente geben. Wenn viele Menschen unter Therapie stehen und nicht mehr ansteckend sind, kann sich das Virus auch nicht mehr so stark verbreiten.
Wenn du den Wunsch hast, noch mehr über das Thema „Leben mit HIV heute“ zu erfahren, kannst du Kontakt zum Gebärden-AIDS-Team unter www.aidshilfe-hamburg.de/gat aufnehmen.
Im nächsten Video widmen wir uns dem Thema: „Schutz durch Therapie“. Interessiert? Dann schau jetzt direkt weiter.